Interview: Güterzüge im Münchner Osten

Wie viele Züge fahren in den kommenden Jahren und Jahrzehnten durch den Münchner Osten? Nimmt der Güterverkehr stark zu und belastet die Anwohner:innen oder helfen die Bahnausbauten mit neuen Lärmschutzwänden? Im Interview erläutert Matthias Neumaier, Gesamtprojektleiter des Brenner-Nordzulaufs, die Verkehrsprognosen und die Zusammenhänge mit den aktuellen Ausbauplänen.

Kürzlich hat eine internationale Studie neue Zugzahlen für den Brenner-Korridor vorgelegt. Diese Ergebnisse liegen über den bisher von der Bahn benannten. Muss die Bahn nun umplanen?

Matthias Neumaier: An dieser grenzübergreifenden Studie waren wir als DB beteiligt, genauso wie die Bahnen aus Österreich und Italien sowie die zuständigen Ministerien der drei Länder. Die Prognosen bestätigen, was wir schon seit Beginn unserer Planungen als Voraussetzung betrachtet hatten: Wir planen nämlich mit einer Größenordnung von 400 Zügen am Tag im Inntal an der Grenze zu Österreich. Jetzt wurde die Zahl von 428 Zügen ermittelt. Insofern stimmt die Größenordnung. Wichtig dabei ist, es handelt sich um eine Vorschau auf das Jahr 2040.

Sie planen, die Bahn-Zulaufstrecke zum Brenner bis 2040 auszubauen. Bei den Ausbauprojekten in München werden aber Zahlen für 2030 zugrunde gelegt. Wie passt das zusammen?

Matthias Neumaier: Unser Projekt „Brenner-Nordzulauf“ ist auf mehr als zwei Jahrzehnte angesetzt. Damit passen wir zeitlich gesehen eigentlich gar nicht in den Bundesverkehrswegeplan. Wir stellen eine echte Ausnahme dar. Der deutsche Bundesverkehrswegeplan, der gesetzlich regelt, welche Strecken wie und wann ausgebaut werden, hat einen Zeithorizont von 15 Jahren. Als er zuletzt aufgestellt und beschlossen wurde, zielte er auf das Jahr 2030. Alle seine Projekte haben deswegen diesen Zeitpunkt als zwingende Planungsvorgabe. Etwas anderes ist gesetzlich nicht vorgesehen. Wer dies nicht berücksichtigt, verdreht die Tatsachen.
Wenn man davon ausgeht, dass der Verkehr auf der Schiene Jahr für Jahr wächst, dann braucht es nicht viel Fantasie, um zu erwarten, dass 2040 mehr Züge unterwegs sind als 2030. 2050 werden es vermutlich wieder mehr sein und so weiter.

Was bedeutet das genau? Welche Belastungen kommen nun wirklich auf den Münchner Osten zu?

Matthias Neumaier: Meine Kolleg:innen in München müssen derzeit mit den Vorgaben des geltenden Bundesverkehrswegeplans arbeiten. Der Bund schreibt aber dieses Gesetz regelmäßig fort. Das heißt, vermutlich wird es in den nächsten Jahren einen neuen Bundesverkehrswegeplan geben. Dabei werden die Ergebnisse der neuen internationalen Studie sicherlich einfließen. Bei den Maßnahmen zwischen Trudering, Daglfing und Johanneskirchen handelt es sich um Ausbauten. Folglich muss die Bahn dort vielfach erstmals Lärmschutz errichten. Das bedeutet, dass es für die Anwohner:innen sogar leiser wird, auch wenn mehr Züge fahren werden. Es müssen die Grenzwerte eingehalten werden. Dies ist die Voraussetzung für das Baurecht.

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