„Wir brauchen mehr S-Bahn für München und die Metropolregion“

Die S-Bahn München feiert 50. Geburtstag. S-Bahn-Chef Heiko Büttner über eine beispiellose Wachstumsgeschichte und warum sie unbedingt erfolgreich fortgeschrieben werden muss.

Die S-Bahn München feiert dieses Jahr 50. Geburtstag. Warum ist das ein Grund zu feiern?

Heiko Büttner: Die S-Bahn München ist seit 50 Jahren das Rückgrat der Mobilität in der Metropolregion. Wir feiern mit dem 50. Geburtstag eine beispiellose Wachstumsgeschichte, die wir weiter fortschreiben: Wir brauchen mehr S-Bahn für München und die Metropolregion. Denn unser Auftrag ist klar. Er heißt Verkehrswende. Damit die Region lebenswert bleibt, braucht die „Stau-Hauptstadt“ München und die gesamte Metropolregion einen attraktiven ÖPNV, der uns beim Klimaschutz voranbringt. Die S-Bahn spielt hier eine Schlüsselrolle. Damit noch mehr Menschen vom Auto auf die Bahn umsteigen.

Heiko Büttner, Vorsitzender der Geschäftsleitung der S-Bahn München

Wie kann die Wachstumsgeschichte der S-Bahn München erfolgreich fortgeschrieben werden?

Heiko Büttner: Die S-Bahn war und ist Motor für das Wachstum der Metropolregion. 1972 erwartete man 240.000 Fahrgäste und startete mit 101 S-Bahn-Fahrzeugen. Die Fahrgastzahlen und die Flotte haben sich seither vervielfacht. Mit 444 Kilometer ist die S-Bahn München die größte klassische S-Bahn Deutschlands und das meistbefahrene Netz in Bayern. Sie bringt doppelt so viele Fahrgäste ans Ziel wie der Fernverkehr bundesweit. Auch steht die S-Bahn wie kein anderes Verkehrsmittel für die Verbindung vom Umland mit der Stadt. Mit dem Ausbau von Außenästen konnten in 50 Jahren auch Fahrzeiten verringert und Takte verdichtet werden. Die S-Bahn ist in 50 Jahren stark gewachsen, die Fahrgastzahlen aber noch stärker. Der Erfolg zeigt uns damit auch Grenzen auf: Die Infrastruktur ist an vielen Stellen an der Kapazitätsgrenze angelangt. Sie muss dringend ausgebaut werden – das geschieht aktuell mit dem Bahnausbau in der Region München.

Was sind dabei aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen?

Heiko Büttner: Baustellen bedeuten für unsere Fahrgäste natürlich Einschränkungen. Aber Bauen ist nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung. Wir brauchen mehr Platz auf der Schiene, neue Gleise, digitale Technik, moderne Bahnhöfe und vieles mehr. Klar ist aber auch: Der Ausbau der Infrastruktur geht nicht von heute auf morgen. Bauen im Bahnknoten München ist bildlich gesprochen eine Operation am offenen Herzen, es handelt sich um ein hochkomplexes Bahnsystem, das trotz der Baustellen am Laufen gehalten werden muss. Daher geht der Umbau nur Schritt für Schritt, aber mit jedem Projekt, das fertig wird, wird sich das S-Bahn-System verbessern – wir sind unterwegs ins modernste S-Bahn-System Deutschlands. Aber bis dahin bleibt der S-Bahn-Betrieb in einem stark ausgelasteten System eine Herausforderung.


Was ist neben dem Ausbau der Infrastruktur entscheidend, damit mehr Menschen vom Auto auf die Bahn umsteigen und die Verkehrswende gelingt?

Heiko Büttner: Wir müssen attraktiv sein. Dazu gehören unter anderem pünktliche und moderne Züge, gute und schnelle Verbindungen von Haustür zu Haustür und verlässliche Fahrgastinformation in Echtzeit. Unser Anspruch ist, dass die Menschen Lust haben, vom Auto auf den ÖPNV umzusteigen. Dafür packen wir mit dem Freistaat gemeinsam an und machen die S-Bahn neu. Mit einer topmodernen Leitstelle am Ostbahnhof, einem zweiten Werk, neuen XXL-Fahrzeugen und digitalen Innovationen machen wir die S-Bahn fit für die nächsten 50 Jahre.

Was wünschen Sie sich für die nächsten 50 Jahre S-Bahn München?

Heiko Büttner: Wir spüren aktuell, dass die Fahrgäste nach zweieinhalb schwierigen Corona-Jahren wieder zurückkehren. Das zeigt, dass die Menschen klimafreundlich mobil sein wollen und das ist eine gute Nachricht für den Umwelt- und Klimaschutz. Es ist alternativlos: Eine starke Bahn, eine starke S-Bahn, ein starker ÖPNV sind der Schlüssel für die Verkehrswende und sorgen dafür, dass die Region so lebenswert bleibt wie sie heute ist. Ich wünsche mir, dass wir gemeinsam mit dem Freistaat und dem Bund und in enger Zusammenarbeit mit den Partnern im MVV den Weg in Richtung Verkehrswende konsequent gehen und dafür weiterhin an einem Strang und alle in eine Richtung ziehen. Damit die Wachstumsgeschichte der S-Bahn München in der Metropolregion erfolgreich fortgeschrieben werden kann.