Klimaschonend in die Zukunft: Das Schienennetz im Oberland wird weiter elektrifiziert

Anfang August haben die DB und der Freistaat Bayern den Vertrag zur Entwurfs- und Genehmigungsplanung unterzeichnet: Ein wichtiger Meilenstein für die Elektrifizierung der Schienenstrecken im Bayerischen Oberland. Projektleiter Arthur Zeller beantwortet die wichtigsten Fragen rund um die Elektrifizierung.

Wieso ist die durchgehende Elektrifizierung der Strecken so wichtig?

Heute fahren auf den Bahnstrecken im bayerischen Oberland Dieselloks, weil die Strecke nur bis Holzkirchen elektrifiziert ist. Wenn wir den Elektrifizierungsgrad erhöhen, machen wir zum einen die Schiene insgesamt noch klimafreundlicher, da der Strom umweltfreundlich vom Walchenseekraftwerk geliefert wird. Zum anderen haben elektrische Züge ein besseres Beschleunigungsverhalten. Erst durch diese und eine Vielzahl weiterer Maßnahmen ist ein durchgängiger und pünktlicher 30-Minuten-Takt möglich.

 

Wie werden denn die Fahrgäste von der Elektrifizierung profitieren?

Ein durchgehend elektrischer Bahnbetrieb vom Oberland bis nach München bringt für die Reisenden viele Vorteile: so können hier längere Züge mit höheren Geschwindigkeiten fahren, mehr Fahrgäste kommen also komfortabler und schneller ans Ziel. Die Beseitigung von Geschwindigkeitseinbrüchen durch neue digitale Stellwerkstechnik und sichere Kreuzungswege wie neue Eisenbahnbrücken oder beschrankte Bahnübergänge machen die Verbindungen außerdem stabiler, das heißt die Züge werden pünktlicher.

Was bedeutet das konkret an Baumaßnahmen?

Wir planen die Oberleitungen auf den Strecken nach Lenggries und Bayrischzell über Schliersee. Außerdem werden wir die Bahnsteige in Warngau, Lenggries und Bayrischzell verlängern. Die Bahnhöfe in Bad Tölz, Schaftlach und Miesbach werden ganzheitlich erneuert, unter anderem mit barrierefreiem Zugang über eine Unterführung, eine Verlängerung der Bahnsteige und eine Verbesserung der Ein- und Ausfahrtsgeschwindigkeit. Im Ergebnis können zwischen München und Schaftlach 220 Meter lange Züge fahren, auf den übrigen Strecken 140 Meter lange Züge, bisher sind die Züge maximal 108 Meter lang. Zusätzlich werden 55 Bahnübergänge im Oberland erneuert, mit neuen Halbschranken versehen oder durch Alternativen, wie zum Beispiel Eisenbahnbrücken oder parallele Wege ersetzt. Hierdurch verbessern wir die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer, das Pfeifen der Züge kann entfallen und Geschwindigkeitseinbrüche beseitigt werden.

Für einen künftigen 30-Minuten-Takt werden neue Kreuzungsbahnhöfe in Gaißach und Fischbachau (alternativ in Geitau) geplant. Für die Durchführung eines pünktlichen 30-Minuten-Takts sind, neben der Beseitigung der Geschwindigkeitseinbrüche an Bahnübergängen und der Verbesserung der Ein- und Ausfahrtsgeschwindigkeiten in den Bahnhöfen, auch Geschwindigkeitserhöhungen geplant. Auf der Strecke nach Lenggries und bis Schliersee soll dabei mit bis zu 160 Kilometer pro Stunde (heute 120 Kilometer pro Stunde), auf der Strecke Schliersee bis Bayrischzell mit bis zu 80 Kilometer pro Stunde (heute 60 Kilometer pro Stunde) gefahren werden.

Wie geht es jetzt mit der Planung weiter?

Im ersten Schritt muss untersucht werden, welche verschiedene Varianten möglich sind, z.B. bei Bahnübergängen, Kreuzungsbahnhöfen oder Bahnsteigverlängerungen. Dabei werden die Gemeinden bereits zu Beginn regelmäßig beteiligt. Parallel dazu werden die Planungsleistungen ausgeschrieben und beauftragt. Im Laufe des nächsten Jahres werden die Varianten dann soweit ausgeplant, dass in der zweiten Jahreshälfte 2024 erste öffentliche Termine mit Kommunen und Bürger:innen stattfinden können. Parallel zum Planungsprozess werden unterschiedliche Gutachten erstellt und berücksichtigt.

Und wann soll die Strecke dann komplett elektrifiziert sein?

Wir wollen das Projekt zügig umsetzen, das heißt wir arbeiten jetzt auf den Planfeststellungsbeschluss – also auf die Baugenehmigung des Eisenbahn-Bundesamtes – hin. Die aktuelle Finanzierung durch den Freistaat Bayern schließt mit dem Abschluss der Planungsleistungen ab. Ziel ist aber die zügige Inbetriebnahme der Oberleitung und der weiteren zusammenhängenden Maßnahmen Anfang der 2030er Jahre.