Neue Brücke über die Paosostraße in Pasing

Fast 90 Jahre hat sie ihren Dienst getan: Die Eisenbahnbrücke über die Paosostraße in München Pasing. 1937 war die Verbundbrücke mit einem Walzträger in Beton (WiB) als Überbau über vier Gleise in Richtung Starnberg gebaut worden. Vor Kurzem wurde sie abgebrochen und durch eine neuen Eisenbahnüberführung eins zu eins – als Rahmenbauwerk in einer einwöchigen Totalsperrpause ersetzt.

Das technisch Spannendste war der Verschub in der Totalsperrpause:

Insgesamt mussten rund 1080 Tonnen Bauwerksgewicht aus der seitlichen Herstelllage über eine Länge von rund 50 Meter verschoben werden. Hierzu wurde das Bauwerk auf sogenannten Verschublagern aufgelagert, die an der Unterseite eine Gleitschicht besitzen. Pro Brückenseite lagen die Lager wiederum auf einer sogenannten Verschubbahn auf.

In Verbindung mit der Gleitschicht des Lagers konnte der Reibwiderstand stark verringert werden. So musste trotz des hohen Eigengewichts der Brücke eine vergleichsweise geringe Kraft aufgebracht werden, um das Bauwerk horizontal entlang der Verschubbahn in Bewegung zu bringen. Für das Aufbringen der horizontalen Verschubkraft war pro Verschubbahn jeweils eine Presse am Ende des Bauwerks angeordnet, welche sich immer wieder an der Verschubbahn festklemmte und anschließend bis zum maximalen Pressenhub das Bauwerk in Richtung Endlage drückte. Die maximale aufbringbare Kraft pro Presse betrug 50 Tonnen. Unterhalb der Verschubbahn wurden über die gesamte Verschubstrecke kleine Stahlbetonfundamente verlegt, um die Lastabtragung in den Untergrund sicher zu gewährleisten. In Endlage angekommen, wurde das Bauwerk auf Würfeln aus Stahlbeton abgesetzt und die Verschubbahn mit Lagern wieder ausgebaut. Der zwischen den Betonwürfeln vorhandene Raum wurde anschließend mit Beton ausgegossen, wodurch die Abtragung der Brückenlasten in den Untergrund sichergestellt ist.

Funde aus der Bronzezeit verzögern Baubeginn

Archäologische Beweissicherung auf der Baustelleneinrichtungsfläche mit Dokumentation einer Fundstelle.

„Eigentlich wollten wir ja schon vor zwei Jahren anfangen, aber dann wurden 2020 im Vorfeld der Baumaßnahme archäologisch bedeutsame Überreste gefunden, die vermutlich aus der Mittleren Bronzezeit stammen – also über 3000 Jahre alt sind“, erklärt Projektleiterin Helga Hobelsberger-Goetze. Von Keramikscherben bis zum Hausgrundriss mussten die Expert:innen über 140 Relikte zu sichern. Ein planmäßiger Baubeginn war nicht mehr möglich. Da insbesondere bei Brückenbaumaßnahmen ein aufwändiger Planungsprozesse vorangeht, der auch die Abstimmung der Sperrpausen mit der Münchner S-Bahn und DB Regio beinhaltet, verschob sich die Baumaßnahme um zwei Jahre.

Jetzt hat alles nach Plan geklappt. In der letzten Augustwoche wurde die alte Eisenbahnüberführung abgebrochen und die neue eingeschoben. Auch die Gleise wurden wieder befahrbar gemacht. Ganz fertig ist die Baustelle aber noch nicht: Bis Anfang November 2023 erfolgen noch sogenannte „nachlaufende Maßnahmen“. So werden unter anderem Kabel zurückverlegt und die Straße wird wieder hergestellt.

 

Vor Beginn der Bauarbeiten wurden die Reptilien – hier eine Zauneidechse - aus dem Baufeld umgesiedelt.

 

 

 

 

Auch die Zauneidechsen haben ein neues Zuhause.

Im Lauf des nächsten Jahres werden dann auch die Flächen, die für die Baumaßahme benötigt wurden, neu bepflanzt und gepflegt. Dazu wurde seit 2019 in enger Zusammenarbeit mit dem BUND Saatgut an den Böschungen geerntet und so aufbereitet, dass die Böschungen nach dem Einschub wieder so hergestellt werden können wie zuvor. Parallel dazu wurden die Zauneidechsen aufgesammelt und in Ersatzhabitate umgesiedelt.