„Mehr 089 – weniger 08/15“

Was Projektingenieure lieben? Abtauchen in virtuelle Bahn-Welten.

Ein Job ist ein Job ist ein Job. Oder etwa nicht? Was die Arbeit beim Bahnausbau München besonders macht, ist die Leidenschaft, neue Realitäten zu schaffen. Erst entstehen Brücken, elektrifizierte Strecken, Überwerfungsbauwerke und ganze Bahnhöfe via Knopfdruck. Und dann auch in echt.

„Für mich war es Zeit für einen Tapetenwechsel. Ich wollte mich beruflich verändern und aus der Branche raus“, sagt Martin Brem und erklärt: „Als ich die Stellenausschreibung beim Knoten München gesehen habe, war das Interesse gleich da. Hier haben die Projekte einen größeren Umfang und gehen mit spannenden Themen einher. Seitdem darf ich mich täglich mit Neuem auseinandersetzen – auch mit neuen Problemstellungen. Neue Lösungsansätze ausfindig zu machen ist mein Ding. Da steckt Sinn dahinter und eine Form von Kurzweiligkeit, die mir taugt.“

„Viele technische Baustellen? Genau mein Ding!“

Derzeit arbeiten rund 80 Kollegen im Team der Großprojekte des Bahnausbau München. Martin Brems Einstiegsprojekt? Der Ausbau des Bahnhofs Trudering. Hier werden die Gütergleise 5-8 auf eine Länge von 740 Metern verlängert. Diese Länge entspricht der künftigen europäischen Standard-Zuglänge bei Güterzügen. Die Abstellgleise 9 und 10 werden ebenfalls entsprechend angepasst.

Von den Gleisen 5-8 werden künftig zwei Gleise als Durchfahrtsgleise in Richtung Rosenheim bzw. stadteinwärts in Richtung Daglfing, Riem oder München Ost dienen. Die anderen zwei Gleise werden als Überhol- und Parkgleise genutzt. Die Durchfahrtsgeschwindigkeit wird gegenüber den angrenzenden Streckenabschnitten angeglichen, um eine energieeffiziente Fahrweise zu ermöglichen. „Das Projekt bringt alles mit, was den Bahnausbau für mich ausmacht. Viele Schnittstellen zu den einzelnen Gewerken. Stete Kommunikation mit allen Beteiligten und viele technische Baustellen, die angepasst und neu beplant werden müssen.“ Zudem fügt er hinzu: „Wir befinden uns im Projekt gerade an einem spannenden Meilenstein. Wir sind dabei, die Genehmigungsplanung zusammenzustellen, die wir benötigen, um dann beim EBA (Eisenbahn-Bundesamt) die Planfeststellungsunterlagen einzureichen.“

„Güterverkehr kann auch sexy sein“

Viele Menschen verbinden Güterverkehr nicht notwendigerweise mit Faszination oder Attraktivität. Martin Brem sieht dies anders. „Für mich ist der Güterverkehr ein wichtiger Bestandteil unserer Zukunft, da er die Straße entlastet und es zudem das umweltfreundlichste Verkehrsmittel ist. Die Gegenstände, die auf der Schiene transportiert werden, sind alltägliche Dinge und Gegenstände. Produkte, die wir im Haushalt oder auch in der Freizeit benutzen. Genussmittel genauso wie notwendige Materialien, an die man nicht notwendigerweise denkt.“ Um diese Logistik auch in Zukunft effizient nutzen zu können, gilt es die richtige Infrastruktur herzustellen oder zu optimieren.

„Willkommen in der vierten Dimension“

Nach einem Jahr bei der Bahn beschreibt Martin Brem seine positivste Überraschung wie folgt: „Ich hätte nicht erwartet, dass sich der Projektmanager mit einer solchen technischen Weite befasst.“ Was den Projektmanager bei seiner kleinteiligen Arbeit unterstützt, sind neue Programme und Arbeitsumgebungen wie BIM und Jira. „Wir arbeiten hier mit modernen Managementtools. Diese ermöglichen es uns, qualitative Aspekte mit Hilfe der Zeitschiene im Blick zu halten, um dann wiederum eine gewünschte Qualität zu erzielen.“ Besonders faszinierend findet er folgenden digitalen Prozess: „BIM finde ich besonders spannend. Ich komme aus dem Maschinenbau, in welchem 3D-Konstruktionen komplexer Baugruppen und Systeme gang und gäbe sind. Diese Rundum-Visualisierungen mit zeitlichem Verlauf und Kosten zu koppeln ist großartig. Ein zentraler Faktor dabei ist das Schnittstellenmanagement, wo interne und externe Fachplaner in einem ganzheitlichen virtuellen Raum zusammenarbeiten. Der Reiz, der dahintersteckt? Enorm! Nach ein paar Monaten steht via ‚Knopfdruck' eine virtuelle Welt, wo das eigene Projekt bis ins kleinste Detail abgebildet wird. Und das ist cool.“

Was BIM sonst noch kann

  • Der Live-Zustand von Baustellen wird via Drohnen aufgenommen. Diese Bemessungen und Kartierungen werden in die Visualisierungen eingebunden. Somit kann in Echtzeit dargestellt werden, was im Projekt vor sich geht.
  • Die vierte Dimension, die sich via BIM darstellen lässt, ist die Zeit. Im Zeitraffer kann man sehen, welche Baumaßnahmen in welchem Bauabschnitt stattfinden und welche Kosten dort anfallen. Ein Traum hinsichtlich Planung, Organisation und Kostenkontrolle.
  • Dank der Darstellungen lassen sich Schnittstellenproblematiken im Projekt vorher leichter erkennen – und das in den verschiedensten Gewerken. Dies umfasst Baugrundthemen (von Kabeltiefbau bis Flurstücksbetroffenheiten), oder wenn neue Baumaßnahmen auf bestehende Infrastruktur treffen und sich hier ggf. Schnittstellenproblematiken ergeben.

Martin Brehm

Seit wann bist Du bei BAM? Seit Oktober 2023.

Was hast Du vorher gemacht? Teamleiter im technischen Einkauf / Auftragszentrum in einem Maschinenbau- und Motorsportbetrieb.

Warum hast Du entschieden, zur Bahn zu gehen? Der Wunsch nach neuen Herausforderungen und einer Möglichkeit, einen sinnvollen Beitrag zur Infrastruktur zu leisten.

Was ist Deine Motivation hinter Deiner Arbeit? Stete Weiterentwicklung durch spannende Themen und Herausforderungen.

Was ist das größte Vorurteil gegenüber der Bahn, das Du gerne revidieren würdest? Die Bahn ist, entgegen der öffentlichen Meinung, kein veralteter Laden, sondern ein Unternehmen mit moderner Technik und Unternehmenskultur.

Was ist Dein schönstes oder schrecklichstes Bahn-Erlebnis? Der Bahnkosmos ist am Anfang ein überwältigendes Monstrum für Neulinge und Quereinsteiger wie mich, aber nach ein paar Monaten macht es „klick“ und du steckst mitten in der Materie und willst nicht mehr aufhören.

Wie lautet Deine Lieblingsabkürzung (Bahn/Nicht-Bahn)? Das Abkürzungsverzeichnis ist mein bester Freund, aber es gibt keine spezielle.

Wenn Du an die „Deutsche Bahn“ denkst, denkst Du an was? Züge?!

Warum würdest Du jemandem empfehlen, zur Bahn zu kommen? Großartige Kolleg:innen, spannende Themen und Projekte sowie viele Möglichkeiten für die persönliche Entwicklung.

BIM ist cool. Graphische Daten werden mit Semantik "gefüttert". Somit sind alle Informationen kompakt zusammengefasst und darstellbar.