„Wenn man STE macht, versteht man die Bahn wirklich“

STE: Die Abkürzung steht bei der Bahn für Signal-, Telekommunikations- und Elektrotechnische Anlagen. Einer, der in derartigen Projekte förmlich aufgeht, ist Arthur Zeller.
Er ist Projektleiter Projektrealisierung STE München (I.NI-S-H-S) und sagt: „Wenn man STE macht, versteht man die Bahn wirklich.“ Neben einigen anderen Projekten betreuen Zeller und sein Team derzeit die Erneuerung des Bahnübergangs (BÜ) Brunhamstraße am S-Bahnhof Neuaubing. Wir haben mit dem Projektleiter gesprochen.

Seit Juni dieses Jahres wird am BÜ Brunhamstraße gebaut. „Endlich“, so Arthur Zeller, und man spürt eine Portion Erleichterung dabei. Es sei zwar kein sehr großes, aber dafür von den Rahmenbedingungen her ein anspruchsvolles Projekt, das er Anfang 2021 mit seinem Teamübernommen habe. Ausgangspunkt damals: Die geplante Nutzungsdauer der Anlage war überschritten und um die Leistungsfähigkeit des Bahnübergangs aufrechtzuerhalten, muss dieser zügig erneuert werden.

Bei den Arbeiten an dieser Maßnahme wurde schnell klar, dass es zahlreiche Interessenslagen und Zwänge geben würde, die das Projektmanagement unter einen Hut bringen musste. „Das Leben ist haltvoller Kompromisse“, lächelt der Projektleiter und beschreibt das an einem Beispiel: Das Projektteam setzte sich unter anderem mit Kolleg:innen des Herstellers zusammen, um den Einbau der speziellen LST-Technik am BÜ Brunhamstraße mit anderen, benachbarten Projekten wie der 2. S-Bahn-Strecke München sinnvoll zu verknüpfen. Arthur Zeller: „Das war eine Fleißarbeit von allen.“ Aber das soll und wird dazu beitragen, dass die geplante Inbetriebnahme des BÜ Brunhamstraße zu Ostern 2023 pünktlich erfolgen kann.

„Wir entwickeln Lösungen, die nicht 08/15 sind“

Für Arthur Zeller war diese Herausforderung genau das, was er wollte: „Projektmanagement ist einfach meins“, sagt Arthur Zeller und erklärt: „Projektmanagement zeichnet aus, dass Lösungen entwickelt werden, die nicht 08/15 sind.“

Das wirke sich auch auf die Zusammenarbeit im Team aus: „Jeder Menschbringt andere Sichtweisen mit. Das nutzen wir aktiv, auch bei unserem täglichen Austausch und beim direkten Feedback. Dazu kommt, dass es im Team viele lern- und wissenshungrige Mitarbeiterinnen und Mitarbeitergibt, die bereit sind, an den Aufgaben zu wachsen.“

Annähernd 70 Projekte betreuen die 17 Kolleginnen und Kollegen in der Organisationseinheit (OE) Projektrealisierung STE München – von kleineren Maßnahmen bis hin zu Projekten wie einem Digitalen Stellwerk in Donauwörth. Hier entsteht das erste digitale Stellwerk (DSTW) auf einer Hauptstrecke im Freistaat Bayern.

Bewusst an Aufgaben wachsen zu wollen, spiegelt sich im Lebenslauf von Arthur Zeller wider: Denn er ist selbst erst 26 Jahre jung und hat sich damals sehr bewusst dafür entschieden, sich für die DB InfraGO als Projektleiter und gleichsam fachliche Führungskraft zu bewerben: „Ich wollte Verantwortung übernehmen.“

„Jeder Mensch bringt andere Sichtweisen mit,das nutzen wir aktiv“

In der Nähe von Mönchengladbach aufgewachsen, fand Arthur Zeller durchseinen Großvater zu seiner heutigen Berufung. Der war Bau-Sachverständiger für Naturstein und Beton und weckte bei seinem Enkel das Interesse an Bau-Themen. Später wurde daraus der Wille, diesen Weg mit einem Studium fortzusetzen. Arthur Zeller studierte Bauingenieurwesen und schloss 2018 erfolgreich ab.

Seinen beruflichen Einstieg vollzog er bei einem Dienstleister für externe Projektsteuerung. Hier konnte er die erlernte Theorie praxisnah anwenden, zum Beispiel in der Bauherren-Projektsteuerung beim Neubau des Konzerthauses im Münchener Werksviertel. Arthur Zeller bekam aber auch schon erste Einblicke in die Deutsche Bahn. Seine Firma betreute den Rollout der Weichenantriebsdiagnose, bei der auch in der Region Südtausende Weichen an die webbasierte Diagnose- und Analyseplattform(DIANA) der DB InfraGO angeschlossen wurden. Der Kontakt blieb erhalten und als sein jetziger OE-Leiter Markus Engel ihn 2020 auf die neugeschaffene Projektleiter-Stelle aufmerksam machte, war die Bewerbung praktisch schon geschrieben. Am 1.1.2021 startete er seine Karriere beider DB InfraGO im Knoten München.

„Wir sind Dienstleister, egal ob für intern oder extern“

In seiner vorherigen Station machte Zeller auch Erfahrungen mit den hohen Erwartungen auf Kundenseite: Wenn deren Vorstellungen nicht realisierbar seien, müsse man gemeinsam und flexibel nach Lösungen suchen.“ Dabei gebe es aus seiner Erfahrung heraus keinen Unterschied zwischen internen oder externen Kunden: „Am Ende des Tages sind wir Dienstleister, das ist unser Job. Die Kunden kommen zu uns, weil sie etwas haben wollen, was sie selbst nicht können“, erklärt Arthur Zeller.

Ergebnisorientiert denken und arbeiten ist für Arthur Zeller wichtig: „Ich sehe mich halt als Macher, der am Ende des Tages gerne sieht, was er geleistet hat.“ Das dabei verschiedene Interessen und Sichtweisen zu Lösungen führen müssen, kennt der frisch verheiratete Wahl-Münchener, der zur Entspannung gerne Rennrad fährt und Tennis spielt, von seinem anderen Hobby: Bei strittigen Entscheidungen auf dem Spielfeld als Schiedsrichter bei Handballpartien, bis hinauf in die Bayernliga.

Foto: DB InfraGO/Frederik Selhorst

Neue Punkte finden für die „Weltkarte“ 

„Ich lerne jeden Tag etwas dazu im Kompendium Bahn“, sagt Christoph Emmerich. Und das dabei auch Fehler gemacht werden, gehöre für ihn dazu: „Wichtig ist doch, was man daraus lernt.“

Entspannung vom anstrengenden Job findet Christoph Emmerich zum Beispiel beim Radfahren. Die Berge quasi vor der Haustür, muss er sich nur noch entscheiden, welches seiner Räder er aus dem Keller holt: Rennrad, Mountainbike oder Gravelbike. Letztere sind spezielle geländegängige Rennräder, die mit breiteren Reifen ausgestattet sind und mit denen neben normalen Straßen auch unbefestigte Wege befahren werden können. Sein Lebensziel ist es, in den Club 2K aufgenommen zu werden, das sind alle 58 Alpenpässe über 2.000 Meter. 13 fehlen ihm noch.

Diese Touren nutzt der Fahrrad-Nerd  gleichzeitig für sein zweites Hobby: das Karten zeichnen. Christoph Emmerich ist Teil der weltweiten *OpenStreetMap-Gemeinde. Und immer auf der Suche nach neuen Punkten, die er in diese „freie Weltkarte“ eintragen kann. Auf der Basis von gesammelten Rohdaten zeichnet er die Geodaten, also beispielsweise Feldwege, Gebäude oder Flächennutzungen, in die Karte ein. Und hier spannt sich für ihn der Bogen zur Arbeit: Denn in den IBN-Tagen an der Üst Simssee entdeckte er auch Punkte an der Bahnstrecke, die er in die OpenStreetMap-Datenbank eingeben konnte.

Text: DB InfraGO/Steffen Burkhardt

Fotos: DB InfraGO/Angela Zacher