Sebastian Kiel: „Das Ziel immer gemeinsam im Blick haben“

Seit 1. Juni ist Sebastian Kiel als Projektleiter verantwortlich für das Projekt Ausbau Güterzuggleise Bahnhof Trudering. Wir haben mit ihm über Teamarbeit, Herausforderungen im Projekt und seinen Weg zur Bahn, aber auch darüber gesprochen, was Rudern mit Projektmanagement zu tun hat.

Die DB-Laufbahn startete für Sebastian Kiel im Jahr 2017 als Projektingenieur Konstruktiver Ingenieurbau im damaligen Regionalen Projektmanagement des DB Netz-Regionalbereichs Süd, zwei Jahre später wechselte er in den Bereich Großprojekte Süd und betreute fortan dort schon Projekte im Bahnknoten München Ost.

Mit der Bahn hatte er bis dahin nichts zu tun gehabt; arbeitete damals in der Objektüberwachung eines Architekturbüros, war aber gerade nicht hundertprozentig zufrieden im Job und daher „anfällig“ für andere Optionen. Den Tipp, sich bei der DB zu bewerben, bekam er von einem Freund. Mit dem er heute zusammen arbeitet...

Studiert hat der heute 45-Jährige von 2000 bis 2005 an der Universität der Bundeswehr München im Studiengang Bauingenieurwesen. Das Faible für das Fach gab ihm sein Vater mit, ebenfalls Bauingenieur. Insgesamt 14 Jahre war Sebastian Kiel dann bei der Bundeswehr verpflichtet, und blieb dort in einem Pionier-Verband auch weitestgehend im Metier.

"Ich bin kein Freund von operativer Hektik“

Sein jetziges Metier ist – und nicht erst mit Übernahme der Projektleiter-Funktion – der Bahnhof Trudering mit dem Ausbau der Güterzuggleise. Seit April 2022 arbeitet das Projektteam hier an der so genannten Entwurfsplanung. Das gemeinsame Ziel: 2024 möchte man die Planfeststellungsunterlagen beim Eisenbahn-Bundesamt einreichen – ein ganz entscheidender Zwischenschritt. Zum Team gehören für Sebastian Kiel nicht nur der zweite Techniker und die drei Kaufleute, sondern auch die Kolleg:innen der externen Planungsbüros.

Und auch wenn sich das Projekt noch in einer sehr frühen Phase befindet – im luftleeren Raum befindet es sich deshalb noch lange nicht. Allein schon durch die zahlreichen Schnittstellen zu benachbarten Projekten wie der Daglfinger und Truderinger Kurve. „Die Zusammenarbeit mit den anderen Projektleitern ist gut, wir tauschen uns regelmäßig aus“, sagt er. Und wenn es mal Probleme im oder mit dem Projekt gibt? „Ich bin kein Freund von operativer Hektik. Lieber das Problem in Ruhe anschauen, sondieren und dann gemeinsam nach vernünftigen Lösungen suchen.“ Mag sein, dass hier auch seine ostwestfälische Herkunft für Besonnenheit sorgt …

Andere Charaktereigenschaft prägen ihn, so sagt er über sich, seit seiner Jugend-Zeit als Ruderer im heimischen, nordrhein-westfälischen Minden: Ehrgeiz, Durchhaltevermögen und das Zusammenspiel als Mannschaft. „Rudern funktioniert nur, wenn sich alle im Boot in die Riemen legen und das Ziel gemeinsam im Blick haben. Das ist im Projektmanagement nicht viel anders.“ Übrigens: Als Schlagmann im Ruder-Vierer mit Steuermann errang er als 17-Jähriger bei „Jugend trainiert für Olympia“ mit dem Team bundesweit den 1. Platz! Der Stolz darüber ist immer noch groß bei Sebastian Kiel, der sich heute versucht mit Schwimmen, Mountainbike-Fahren und Taekwondo (zusammen mit seinen Kindern) sportlich fit zu halten.

"Unser Projekt ist das kleine Teil eines großen Puzzle"

Was macht für ihn die Bedeutung, aber auch den Reiz des Projekts Bahnhof Trudering aus? Für Punkt 1 muss Sebastian Kiel nicht lange überlegen: „Das Projekt ist ein kleines, aber sehr wichtiges Teil in einem großen Puzzle des Bahnausbaus in der Region München. Wir schaffen hier die Voraussetzungen dafür, dass namentlich die Güterverkehrszüge mit den prognostizierten Zugzahlen schneller und effizienter die wichtigen Nord-Süd- sowie Ost-West-Achsen in München durchfahren können. Damit wird das für Speditionen attraktiver, auf die Schiene zu wechseln.“ Denn die Themen Nachhaltigkeit, Ökologie, Umweltbewusstsein sind Punkte, die dem Ehemann und Vater zweier Kinder (9 und 12) sehr wichtig sind: „Auch wenn es trivial klingt: Als Bahnmitarbeiter kann ich mit dafür sorgen, dass unsere Kinder eine lebenswerte Zukunft haben. Dafür leiste ich gern meinen Beitrag.“

"Ich schätze das kollegiale Miteinander bei der Bahn“

Punkt 2 auf der Kiel´schen Überzeugungsliste: „Ich schätze sehr das kollegiale Miteinander bei der Bahn. Die Menschen machen einen Super-Job. Ich habe mich von Anfang wohlgefühlt in der Gemeinschaft und Unterstützung gespürt. Das gebe ich als Projektleiter gerne zurück. Dabei muss ich nicht das letzte Detail eines Projektabschnittes kennen. Es geht vielmehr darum, die Gesamtzusammenhänge im Blick zu haben und die Fäden in der Hand zu halten. Eine Maxime ist mir dabei ebenso wichtig: Miteinander reden.“
Dies halte er auch für das Projekt unabdingbar: Die Bevölkerung entlang der Strecke und im Umfeld des Bahnhofs Trudering mitnehmen und eine aktive Öffentlichkeitsarbeit realisieren. „Wir müssen möglichst jeden einzelnen Betroffenen abholen und um Verständnis für unser Vorhaben werben“, sagt Sebastian Kiel, der mit seiner Familie im Landkreis Fürstenfeldbruck lebt. Deshalb war es ihm auch wichtig, bei der Frühjahrstour im Jahr 2022 des DB-Infowagens - einem umgebauten Bauwagen - dabei zu sein. Etwa 450 Interessierte kamen an neun Öffnungstagen, um sich über die Bahn-Projekte in den Stadtteilen Trudering, Daglfing und Johanneskirchen zu informieren.

Text: DB Netz/Steffen Burkhardt

Infos & Links

Projekt Ausbau Güterzuggleise Bahnhof Trudering Durch Güterzüge mit dem Standardmaß der EU von 740 Metern wird der Verkehr auf der Schiene in Zukunft noch effizienter. Dazu muss aber das Netz – insbesondere die Kapazität der Hauptverkehrsachsen – entsprechend ausgebaut sein. Auch im Münchner Osten gilt es, die Güterzuggleise im Bahnhof Trudering für die neue Standardlänge anzupassen: Sie werden in den nächsten Jahren so ausgebaut, dass Güterzüge mit bis zu 740 Metern sie nutzen können.

Deshalb werden in Trudering die Gütergleise 5 bis 8 auf jeweils eine Länge von 740 Metern verlängert. Diese Länge entspricht der künftigen europäischen Standard-Zuglänge bei Güterzügen. Die Abstellgleise 9 und 10 werden entsprechend angepasst. Von den Gleisen 5-8 werden künftig zwei Gleise als Durchfahrtsgleise in Richtung Rosenheim bzw. stadteinwärts in Richtung Daglfing, Riem oder München Ost dienen. Die anderen zwei Gleise werden als Überhol- und Puffergleise genutzt. Außerdem wird die Durchfahrtsgeschwindigkeit gegenüber den angrenzenden Streckenabschnitten von derzeit 60 auf später 100 Stundenkilometer angeglichen, um eine energieeffiziente Fahrweise zu ermöglichen.

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